Luzerner Erweckung

Im 18 Jahrhundert kommt es in der Innerschweiz zu einer geistlichen Erweckung. In wenigen Jahren entstehen im Luzerner-Hinterland in über 15 politischen Gemeinden Hauskirchen. Diese treffen sich im Verborgenen und lesen, entdecken und leben die Bibel. Trotz massiver Verfolgung durch die katholische Kirche und Staat, entsteht eine Jüngerschafts-Bewegung.

Region:

Innerschweiz

Start:

18. Jahrhundert

Hauskirchen

15+

Bekehrte:

700+

Pionier-Dienst

Um 1700 kommt Jakob Künzli, ein Emmentaler Schustergeselle ins Luzerner Hinterland, wo er hölzerne Schuhmachernägel verkauft. Der einfache Hausierer hat aber auch Bibeln für die katholischen Bauern bei sich. Bei Augustin und Lucilla Salzmann in Wolhusen findet er ein «Haus des Friedens». Der Bauer geniesst als Dorfmediziner weitherum einen guten Ruf. Die vielen Kranken, die bei ihm Hilfe suchen, erhalten nun nicht nur Salben und Essenzen, sondern hören auch das Evangelium. Salzmanns beginnen in ihrem grossen Haus einen ersten Bibelkreis. Das ist riskant in einer Zeit, in der Staat und Kirche den Bürgern den «richtigen» Glauben vorschreiben. Salzmann wird als «Ketzer» verhaftet und stirbt nach 7-jähriger Gefangenschaft in Luzern.

Multiplikation

Salzmanns ehemaliger Verdingbub, Jakob Schmidli, begegnet auf seinen Weinfuhren für das Kloster Werthenstein den Täufern im Emmental, der Brüdergemeine in Basel, reformierten Pfarrern in Bern, Aarau und Zürich und freikirchlichen Pietisten in Oberdiessbach und Schaffhausen. Bei all diesen Christen erlebt Schmidli Gastfreundschaft und trotz unterschiedlicher Glaubensformen eine geistliche Einheit. Sie schenken ihm Bibeln und erweckliche Bücher, die er nach Luzern schmuggelt. Dort beginnen immer mehr Menschen selbst in der Bibel zu lesen und sich mit Gleichgesinnten zu Gottesdiensten zu treffen. So entstehen im Luzerner Hinterland mindestens in 15 Dörfern Hausgemeinden. Sie bilden ein Netzwerk ohne hierarchische Organisationsform, aber mit Leitern, die miteinander befreundet sind. Als fünffältiger Dienst (Eph 4,11) setzen sie sich dafür ein, dass alle Erweckten im Glauben wachsen und einander mit ihren Geistesgaben dienen, wie es im Neuen Testament beschrieben ist (1Kor 14,26; 1Pt 4,10).

Verfolgung

Die Bibelbewegung erschreckt die kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten zutiefst. Sie verurteilen die friedfertigen Untertanen als «ruchlose Sendlinge der Hölle», die ausgerottet werden müssen. 500 bis 700 der Erweckten werden in die Türme Luzerns eingekerkert. 1747 kommt es zum grössten und letzten Ketzerprozess der Schweizer Geschichte. Mindestens 80 Gläubige werden als vogelfrei erklärt, enteignet, verbannt oder zum Galeerendienst verurteilt. Um ein Exempel zu statuieren, wird Schmidli als Hauptbeschuldigter erwürgt und verbrannt.

Auswirkungen

Das Zeugnis der Märtyrer ist nicht vergeblich. Der geistliche Hunger der Luzerner Bevölkerung ist enorm. Ranghohe Politiker bestellen für sie bei der Basler Bibelgesellschaft Tausende von Bibeln. Durch den Einfluss der «2. und 3. Generation» der Erweckungsbewegung beschliesst die Helvetische Nationalversammlung 1799 die Glaubens- und Gewissensfreiheit und 1832 kommt es zur Einführung des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag als Meilenstein des Religionsfriedens in der Schweiz. 2001 weiht der Luzerner Regierungsratspräsident auf der Sulzig eine Gedenktafel ein und rehabilitiert die Verfolgten. Diese stehen jetzt als «Wolke von Zeugen» auf der Tribüne der Ewigkeit (Heb 12,1) und feuern uns heutige Christen im Wettkampf des Glaubens mächtig an (1Kor 9,24-27; 1Tim 6,12). Die 24 Ältesten bringen ihre Gebete vor Gottes Thron (Off 5,8) und immer mehr Christen beginnen zu realisieren, dass ihre Erhörung die Grundlage für einen neuen geistlichen Aufbruch ist.

Merkmale einer geistlichen Erweckung

  1. Eine Erweckung beginnt mit Menschen, die die biblische Botschaft der Erlösung existentiell erfahren und sich von der Liebe Gottes erfüllen lassen. (2Kor.5,17; 1Joh.3,1)
  2. Eine Erweckung wird von demütigen Jesusnachfolgern getragen, die für Jesus Christus leben und sterben wollen. (Eph.3,8; Phil.1,21; Gal.2,20)
  3. Eine Erweckung ist von Kraftwirkungen, Wundern und Zeichen des Heiligen Geist begleitet, durch die die Menschen Gottes heilendes und befreiendes Wirken erfahren. (Mk.16,20; Röm.15,19)
  4. Eine Erweckung wird möglich, wo «Gemeinde-Marken», denominationelle Denkmuster und Strukturen nebensächlich sind und die Christen im Gebet und Dienst die Einheit in Jesus Christus leben. (Joh.17,21; 1Kor.1,10ff; Kol.1,16)
  5. Eine Erweckung ist eine Jüngerschaftsbewegung, die in den Ehen und Familien beginnt und in der alle mit den Früchten und Gaben des Heiligen Geistes einander dienen lernen. (Eph.4,16; Kol.1,10; 1Thess.3,12; 1Pt.4,10)
  6. Eine Erweckung führt zum neutestamentlichen Gemeindemodell der geistlichen Grossfamilie und Hausgemeinde zurück. (Eph.2,19; 1Tim.3,15; 1Pt.2,5; Heb.3,6)
  7. Eine Erweckung geschieht unter Verfolgung der Nachfolger Jesu, die in der Kraft des Glaubens ein starkes Zeugnis sind, indem sie Hass mit Liebe beantworten. (Mt.5,10-12; Joh.15,20; 2Tim.3,12; 1Joh.5,4)

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